Autor: Hermann Lorenz
Regie: Leslie Franke und Herdolor Lorenz
Teil 1: Die ersten Schuljahre 90 Min
Teil 2: Die Jugendjahre, 93 Min
Technik: HDcam
Fertigstellung: 1999 - 2011
- „Kleine Kinder und ihre Sorgen, die nie "klein" wirken, weil die Filmemacher so lebensnah und ungefiltert durchgängig die Perspektive der Kinder einnehmen“ ,Die Welt
- „Eine einzigartige Langzeitbeobachtung - schon jetzt ein Kultfilm“, Hbger Wochenblatt
- „Für die Zuschauer lohnt sich die Reise durch diese facettenreiche Kinderwelt. In der heutigen Medienlandschaft steht dieses Langzeitprojekt wie ein Solitär“, Filmbewertungsstelle Wiesbaden
- „Das wirklich wahre Leben - Bilder aus dem ungekünstelten Leben der Menschen, man sieht sie nicht oft im Fernsehen. Eine der seltenen Gelegenheiten dazu hat man in dieser einmaligen Langzeitdokumentation »Die Kinder von St. Georg, “,Westdeutsche Allgemeine
- „Eine anrührende und durchaus auch lustige Geschichte“, Le Monde
- „Der Blick auf die Kinder ist dokumentarisch im besten Sinne: beobachtend statt inszeniert, abwartend, nicht wertend. Als habe jemand vergessen, die Stopp-Taste zu drücken, und hinterher erstaunt festgestellt, welche Wundertüte sich auf dem Band verbirgt..“ Hamburger Abendblatt "
- „Am Ende des Films fällt es schwer, Abschied zu nehmen von dieser Gruppe. Das ist auch eine Leistung des Projekts: dass es wirkliches Interesse an einer Generation vermittelt, die man sich wenn nicht beschädigt, so doch enorm prekär und gefährdet vorstellt." FAZ
Filme über Kinder gibt es viele. Langzeitbeobachtungen zu ihrem Heranwachsen einige wenige. Ein Film, in dem die Kinder selbst ihre Welt und deren Veränderung über die 12 Jahre ihrer Schulzeit beschreiben, bisher noch nicht, jetzt aber erstmals mit „Kinder von St. Georg"!
Herbst 1999, an der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Tamim, Freya, Klara, Mitchel und Nevena kommen in die Schule - im Hamburger Bahnhofviertel St. Georg. Sechzehn verschiedene Nationen in ihrer Klasse erstaunen den Zuschauer. Die Kinder aber nicht. Für sie ist das selbstverständlich. Sie kennen nichts anderes. Auch Junkies sind ihnen geläufig, aber das ist nicht wirklich ihre Welt. Diejenige, in die sie uns führen, mag manchen banal und kindlich erscheinen. Wer sich jedoch einzulassen vermag, erlebt Dramen voller Spannung, Höhen und Tiefen.
Tamim findet es "doof", immer der Beste zu sein und leidet, wenn er von Mitchel und anderen Jungs nicht anerkannt wird. Freya will stets nur zu ihrem Vater ziehen - aufs Land. In St. Georg bei ihrer Mutter sucht und findet sie gern auch mal Streit. Ihre Freundin ist Klara, doch die spielt jetzt nur noch mit Nevena. Und wie ihre neue Freundin möchte Klara nun unbedingt katholisch werden, "wenn es auch blöd ist, dass man dann jeden Sonntag in die Kirche muss". Nevena ist ein Flüchtlingskind und mit ihrem Strahlen die Sonne der von Abschiebung bedrohten Familie. Auch in der Schule ist sie beliebt und übernimmt gern die Führung. Mitchel spielt am liebsten Pokémon, will stets ein "richtiger Junge" sein und sieht in Gott ein Monster. Doch dann wird er gläubig.
Im ersten Teil der "Kinder von St. Georg", den ersten Schuljahren, erleben wir das Abenteuer, wie aus Erstklässler über die Jahre hinweg Jugendliche werden, sich Meinungen und Werte ausbilden, Unbefangenheit verloren geht und Kräfte wachsen. Konflikte und Schicksalsschläge bleiben ihnen nicht erspart. Es ist der Horizont der Kinder, der hautnah durch den Film führt. So entsteht eine einmalige Zeitreise, die am Ende des ersten Teils der Doku mit der bangen Frage endet, wie geht es weiter nach der Grundschule, was wird aus diesen Kindern, die vielen Zuschauern schon ans Herz gewachsen sind ?
Im Jahr 2006 beginnt der zweite Teil der Kinder von St. Georg, DIE JUGENDJAHRE. Tamim, Freya, Klara, Nevena und Mitchel sind dreizehn Jahre alt und mitten in der Pubertät.
Den Anstoß zu diesem für Kinder und Filmemacher anspruchsvollen Projekt, über 12 Jahre Schulzeit das Abenteuer ihres Aufwachsens mit der Kamera einzufangen, gab die DDR – Langzeitdoku „Die Kinder von Golzow“. Diese Filmreihe erlaubt Einblicke in die Eigenarten des gesellschaftlichen Lebens der DDR wie kaum ein anderes Dokument aus der Zeit. Auch „Kinder von St. Georg“ zeichnet eine besonderes Bild seiner Zeit – doch dies ist beginnend mit der Jahrtausendwende die Welt des Schmelztiegels verschiedener Kulturen und Lebensweisen in einer kapitalistischen Metropole. Und so sind es hier auch ganz andere Kinder als die von Golzow. Konnte diesen oft nur mühsam Sätze entlockt werden und musste der Filmemacher die Hintergrund-Infos geben, können die Kinder von St. Georg spätestens als 3-Jährige perfekt über sich und ihre Umstände Ausdruck geben. Dies machte das Wagnis möglich zu versuchen, die Welt der Heranwachsenden ausschließlich durch deren Augen zu zeigen. So erleben wir in „Kinder von St. Georg“ auch etwas oft Verdrängtes: Kleine Kinder, ihre Welt, ihre Sorgen sind nie kleiner als unsere, die der Erwachsenen.
Tamim, von Anfang an gut in der Schule, erfährt schon bald, wie „doof“ es ist, stets der beste zu sein. Mitchel, immer bemüht, „ein richtiger Junge“ zu sein, hält Gott für ein Monster. Und dann wird er gläubig. Freya lebt bei Ihrer geschiedenen Mutter möchte immer nur zum Vater aufs Land ziehen. Sie ist die Freundin von Klara, die spielt aber nur mit Nevena. Und dann entschließt sich Klara, gegen den Willen der Eltern, wie neue die Freundin katholisch zu werden. Nevena, Tochter bosnisch-kroatischer Flüchtlinge, ist mit ihrem Strahlen der Halt der stets von Abschiebung bedrohten Familie…….
Im Jahr 2006 sind alle Kinder dreizehn Jahre alt und mitten in der Pubertät. Tamim sieht in einer Krise am Ende keine andere Lösung, als sich umzubenennen, in "Felix" - der Name ist sein Programm! Mitchel hat mit der Wahl seines Gymnasiums Pech, schwänzt bald oft und taucht Stunden und Tage in das Internetspiel "World of Warcraft (WOW)" ab. Als Eltern eingreifen und ein Spielverbot verhängen, hört er auf zu spielen. Doch es wird bis zum Ende der Schulzeit viele schwere Stunden brauchen, bis er ganz von dem Spiel weg ist und der charmante Kinderfreund von heute wird. Klara hört auf zu tanzen, und dann auch mit dem Klavier. Obwohl in beidem begabt, ist ihr nur eines noch wichtig: mehr Zeit für ihre Freundinnen. Freya will nun gar nicht mehr zum Vater aufs Land ziehen. Das bunte St. Georg ist jetzt anziehender. Nevena hat mit ihrer Familie inzwischen die Aufenthaltsberechtigung in Deutschland. Als einzige der fünf scheint sie die Pubertät ohne erkennbare Probleme zu bewältigen. Sie ist Klassensprecherin und wird sie sogar als Schulsprecherin vorgeschlagen.
Wir erleben, wie aus Erstklässler über die Jahre hinweg junge Erwachsene werden, sich Meinungen und Werte ausbilden, Konflikte und Schicksalsschläge formen, Unbefangenheit verloren geht und die Kräfte wachsen.
Am Ende finden alle 5 Kinder ihren Weg durch die Wirren der Pubertät letztlich glücklich zum Abschluss der Schulzeit. Dieser Weg, beschrieben aus der Perspektive der Heranwachsenden, ist für die Zuschauer eine einmalige Zeitreise, von der Dramatik des Lebens mitgerissen. Wir bangen und hoffen mit den Kindern, sind am Ende erleichtert - und auch betrübt, weil es schwer fällt, sich von ihnen zu verabschieden.